E-Mobilität wird als wesentlicher Teil der Mobilitätswende gesehen und die Mobilitätswende scheint unausweichlich zu sein. Aber warum muss ich unser Mobilitätsverhalten überhaupt ändern und warum ist E-Mobilität so ein großer Teil davon? Wir haben uns die Fakten angesehen und für euch zusammengefasst.
Der Verkehr in Österreich
Mobilität beschreibt die Bewegung von Menschen und Dingen in Räumen. Im verkehrlichen Kontext ist damit die Beweglichkeit des Menschen zum Zweck der Überwindung räumlicher Distanzen gemeint. Das wird dann unter den Begriffen zirkuläre Mobilität oder Verkehrsmobilität zusammengefasst.
Diese doch recht sperrige Definition von Mobilität wenden wir im folgenden Artikel an und bedeutet einfach das, was wir ohnehin wissen: Mobilität bzw. Verkehr ist das, was wir machen, um von A nach B zukommen.
Das Problem am Verkehr im Allgemeinen ist, dass dieser für viele Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Das Problem am Verkehr in Österreich ist, dass die Treibhausgasemissionen von Jahr zu Jahr steigen, während sie in anderen Bereichen wie der Industrie oder Immobilien zurückgehen. Der Anteil des Verkehrs an allen THG-Emissionen steigt also von Jahr zu Jahr.
Aber warum bekommen wir die Treibhausgasemissionen des Verkehrs nicht in den Griff? Immerhin steigt die Anzahl der Öffi-Nutzer doch jährlich und Verbrennungsmotoren werden historisch gesehen immer effizienter.
Nun, das hat mehrere Gründe:
- Ein Grund ist, dass Autos immer größer werden. Ein Auto ist heute im Schnitt um 20% größer als zu Beginn des Jahrhunderts. Je größer das Auto, desto höher der Verbrauch.
- Die Entwicklung des Verbrennungsmotors ist schon ziemlich ausgereizt. Große Effizienzsteigerungen sind hier nicht mehr zu erwarten.
- Der Anteil mobiler Personen steigt kontinuierlich. Als mobile Person gilt jede Person, die zumindest einen Weg pro Tag zurücklegt und sei es nur zu Fuß zum Bäcker und zurück. Es sind also immer mehr Personen in Österreich unterwegs.
- Obwohl die Tageswegedauer, also wie lange man pro Tag unterwegs ist, in etwa gleichgeblieben ist, steigt die Tageswegelänge immer mehr an. Wir legen also immer längere Wege pro Tag zurück, brauchen dafür aber nicht mehr Zeit. Daraus lässt sich schließen, dass wir auch immer schneller unterwegs sind.
- Der Anteil der Wege, die zu Fuß zurückgelegt werden, ist seit den 1990er-Jahren drastisch gesunken und der Anteil der Wege, die mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückgelegt werden, ist stark gestiegen.
Wir klammern hier die Jahre 2020 und 2021 übrigens ein wenig aus. In diesen beiden Jahren ist der Verkehr zwar zurückgegangen, aber nur aufgrund der globalen Pandemie und den sich daraus ergebenden Einschränkungen.
Wir sehen also, dass der Verkehr zunehmend zur Belastung für die Umwelt, das Klima und auch die Gesellschaft wird. Das zeigt sich auch an den versteckten Kosten des Verkehrs.
Externe Kosten des Verkehrs
Beim Auto werden grundsätzlich die Kosten unterschätzt im Vergleich zu anderen Mobilitätsformen. Die Fahrt mit dem Auto ist zumeist die teuerste Alternative für das eigene Börserl.
Aber der motorisierte Individualverkehr verursacht auch externe Kosten. Externe bzw. sekundäre Kosten sind solche Kosten, die nicht zulasten des Verursachers gehen, sondern zulasten eines Dritten, der Allgemeinheit, der Umwelt oder künftiger Generationen.
Zu diesen Kosten zählt u.a. die Bereitstellung und Instandhaltung der benötigten Infrastruktur, Schäden und Kosten durch Unfälle und negative Auswirkungen von Lärm, Abgasen und THG-Emissionen.
Die folgende Grafik zeigt einen Vergleich der externen Kosten der PKW-Nutzung im Vergleich zu Bus und Bahn.
Auswirkungen von Verkehr
Die Wahl der Mobilitätsform und das sich daraus ergebende Verkehrssystem haben Auswirkungen auf andere Bereiche unseres Lebens.
Energie
In Bezug auf Energie ist der Energieträger und dessen Herkunft relevant. Für Verbrennungsmotoren brauchen wir fossile Brennstoffe, die wir erst aus anderen Teilen der Welt importieren müssen.
Warum e-Fuels hier keine Abhilfe schaffen können, haben wir uns im Beitrag e-Fuels: Was sie sind und was sie können angesehen.
Nutzen wir E-Mobilität so können wir den benötigten Strom aus nachhaltigen Quellen wie PV, Wind- oder Wasserkraft beziehen und das zum größten Teil auch aus heimischer Produktion. Alleine Produktion und Transport der Energie sind somit wesentlich klimafreundlicher als beim Verbrenner.
Luftschadstoffe
Dem Thema Luftschadstoffe haben wir uns im Beitrag Diese Luftschadstoffe verursacht der Verkehr angesehen.
Lärmbelästigung
Bis 2011 war Verkehr die meistgenannte Lärmquelle in Österreich. Seit 2015 werden Verkehrslärmquellen und Nicht-Verkehrslärmquellen gleich oft genannt. Bei den Verkehrslärmquellen werden PKW (18,5%) und Busse (13,8%) am öftesten genannt, gefolgt von einspurigen KFZ wie Motorrädern und Mopeds (trotz vergleichsweiser geringer Fahrleistung dieser Fahrzeuge). Flug- (4,9%) und Schienenverkehr (3,8%) folgen auf den Plätzen dahinter.
Die Bedeutung der unterschiedlichen Lärmquellen hängt allerdings stark von örtlichen Gegebenheiten ab. Daher kann man nach aktuellem Stand nur davon ausgehen, dass im urbanen Bereich, wo das Motorengeräusch nicht vom Abrollgeräusch der Reifen übertönt wird, die Lärmbelastung durch den Verkehr durch den Einsatz von Elektroautos verringert werden kann.
Nachhaltigkeit im Verkehr
„Nachhaltige Entwicklung“ deckt die gegenwärtigen Bedürfnisse, ohne späteren Generationen die Möglichkeit zur Deckung derer Bedürfnisse zu nehmen. In Österreich wird das oft auch „Generationenvertrag“ genannt. Wir sollen also heute nicht die Ressourcen von Generationen von morgen verbrauchen. Um das zu schaffen, sollten im Verkehr, in der Raum- und Städteplanung allerdings einige Indikatoren beachtet werden:
E-Mobilität und Nachhaltigkeit
Das Umweltbundesamt, Universitäten und andere Forschungseinrichten forschen laufend zur Nachhaltigkeit von E-Mobilität und anderen Mobilitätsalternativen. Dabei werden die Ergebnisse laufend präziser, der Prozess ist also nie gänzlich abgeschlossen, doch folgende Ergebnisse und Trends gelten als gesichert.
- E-Autos haben um den Faktor 10-20 weniger THG-Emissionen als Verbrennungsmotoren.
- Benziner verursachen die meisten THG, Diesel um ca. 5% weniger.
- Bei Verbrenner fallen die meisten THG im Fahrbetrieb an.
- Hybride (HEV) und Plug-In-Hybride (PHEV) haben geringere THG-Emissionen als Verbrenner.
- PHEV bilanzieren besser als HEV, emittieren aber doppelt so viel wie reine Elektroautos.
- Die Emission von NOx sind bei Elektroautos um bis zu 80 % geringer als bei Verbrennern.
- Die Partikelemissionen (PM) sind bei allen Autos in etwa gleich. Rund 50% der PM fallen bei der Herstellung und der Energiebereitstellung an.
- Der kumulierte Energieaufwand ist bei Elektroautos etwa um den Faktor 3 geringer im Vergleich zu Verbrennern und Hybriden.
- Wasserstoffbetriebene Autos schneiden in fast allen Bereichen ähnlich gut ab wie Elektroautos allerdings ist der Energieaufwand mindestens doppelt so hoch aufgrund der aufwändigen Energiebereitstellung.
- E-Fuels aus 100 % Strom aus erneuerbaren Energien und CO2 aus der Umgebungsluft verbraucht um den Faktor 9 bis 12 mehr Energie im Vergleich zur direkten Nutzung des Stroms im Elektroauto.
Wir sehen anhand dieser kurzen Darstellung also schon, dass es andere Antriebsformen schwer haben, ähnlich nachhaltig zu sein wie das Elektroauto.
Zurück zur Frage: Warum brauchen wir E-Mobilität?
Aus den oben genannten Gründen brauchen wir also E-Mobilität.
Auch wenn insgesamt das Mobilitäts- und Verkehrssystem in Zukunft anders
aussehen wird und wir generell weniger Autofahren sollten, ist die E-Mobilität
die gesundheitsschonendste, umwelt- und klimafreundlichste Lösung für den motorisierten
Individualverkehr.
Im motorisierten Individualverkehr müssen wir die Belastung
durch Luftschadstoffe und Lärmbelästigung verringern, die externen Kosten
senken, mit Energie möglichst sparsam umgehen und diese aus regenerativen
Quellen beziehen, die Ressourcennutzung möglichst zurückschrauben und dennoch
die für Gesellschaft und Wirtschaft notwendige Mobilität gewährleisten. Die
E-Mobilität ist unsere beste Chance, dass zu schaffen. Deshalb brauchen wir
E-Mobilität.