Der Winter ist bekanntlich kein Freund der E-Mobilität. Kalte Batterien laden langsamer, nasse oder schnee-matschige Straßen erhöhen den Rollwiderstand und die Heizung raubt einen Teil der Reichweite. Trotzdem schaffen es immer wieder E-Autos in Skigebiete und andere Urlaubsdestinationen. Sind das alles verwegene E-Auto-Abenteurer oder ist die elektrische Fahrt in den Winter doch nicht so unmöglich? LadeLeistung.at nimmt Sie mit auf der Suche nach Antworten.
Wieso haben Elektroautos im Winter eine geringere Reichweite?
Die Reichweite von E-Autos ist im Winter geringer als im Sommer, da muss man gar nicht groß diskutieren. Allerdings ist es eine Summe von Faktoren, die hier betrachtet werden müssen. Wir schauen uns die wichtigsten an.
Der Rollwiderstand im Winter
Der Rollwiderstand ist eine Kraft, die entgegen der Abrollrichtung des Reifens entsteht. Damit der Reifen in die gewünschte Richtung rollt, muss also der Rollwiderstand überwunden werden. Der Rollwiderstand hängt von Art und Zustand der Reifen und des Untergrunds ab. Je höher der Rollwiderstand, desto höher der Verbrauch des Fahrzeugs.
Nun erhöht sich der Rollwiderstand auf nasser Fahrbahn und natürlich auch auf schnee-matschiger Fahrbahn. Entsprechend erhöht sich der Verbrauch schon alleine aufgrund der Tatsache, dass es im Winter oft nasse oder schnee-matschige Straßen gibt und der zu überwindende Rollwiderstand dadurch größer ist.
Die Heizung des Innenraums im Winter
Niemand sitzt gerne im eiskalten Auto, folglich werden Autos im Winter geheizt. Die Heizungen über das Gebläse und für Scheiben, Sitze und das Lenkrad verbrauchen natürlich Strom. Diese Energie kommt aus der Antriebsbatterie und verringert dadurch natürlich die Reichweite.
Studien zu E-Autos mit und ohne Wärmepumpe zeigen übrigens, dass der Effekt einer Wärmepumpe vernachlässigbar ist.
Die Temperatur der Batterie im Winter
In diesem speziellen Fall sind Batterien Menschen nicht unähnlich: Ihre Wohlfühltemperatur liegt bei 20 °C aufwärts. Wird es dem Akku zu kalt oder zu heiß, beeinflusst das die chemischen Abläufe in der Batterie, aus denen ja erst der elektrische Strom entsteht. Entsprechend muss der Akku temperiert werden. Die Energie dafür nimmt sich die Batterie aus sich selbst und verringert somit die Reichweite des Elektroautos.
Diese Variablen wirken sich also negativ auf die Reichweite des E-Autos im Winter aus. Doch wie kann man dem entgegenwirken und was sollte man generell bei Reisen mit dem E-Auto beachten? Wir schauen uns genau das in den nächsten Kapiteln an.
Die Vorbereitung auf die Fahrt
Die richtigen E-Autoreifen
Um dem Rollwiderstand entgegenzuwirken haben Reifenhersteller spezielle Winterreifen für Elektroautos entwickelt. Diese sind schmaler und bei manchen Modellen auch größer im Durchmesser. Ziel ist die Reibung und den Widerstand so zu minimieren, dass die Reichweite maximiert wird.
Ein bekanntes Beispiel für solche E-Autoreifen ist der BMW i3, für den spezielle Reifen entwickelt wurden. Diese extrem schmalen „Asphaltschneider“ haben zum außergewöhnlichen Look des BMW i3 beigetragen.
Die Batterie vorbereiten
Eines lernt man als neuer E-Autofahrer schnell: Lange Fahrten startet man am besten mit einem vollen Akku. Laden Sie den Akku über Nacht zuhause oder am Tag davor öffentlich auf, sodass Sie Ihre Reise gleich mit einer mehrstündigen Fahrt beginnen können. So ersparen Sie sich unterwegs einen Ladestopp.
Zudem kann bei manchen Fahrzeugen die Batterie vorgewärmt werden. Das hat je nach Modell unterschiedliche Auswirkungen. Bei manchen E-Autos empfiehlt der Hersteller die Batterie vor Beginn der Fahrt vorzuwärmen, um während der Fahrt die bestmögliche Effizienz zu ermöglichen. Wer eine Garage hat, sollte das E-Auto vor der Fahrt dort parken, so spart man sich zusätzlich Energie beim Vorwärmen des Akkus. Während der Fahrt ist es zudem möglich die Batterie auf die ideale Temperatur zum Schnellladen zu heizen. Temperieren Sie also rechtzeitig vor dem nächsten Ladestopp den Akku, um dadurch die Ladezeit an der Schnellladestation zu optimieren.
Hat Ihr E-Auto keine Vortemperierung des Akkus? Macht nichts! Mit modernen E-Autos schaffen Sie die Reise auch so, das Temperaturmanagement des Akkus bringt nur zusätzlich ein paar Kilometer.
Die Route planen
Grundsätzlich können Sie mit dem Elektroauto spontan losfahren. Bei der aktuellen Ladeinfrastruktur in Westeuropa sollten Sie keine Probleme haben. Aber wenn Sie die Route vorab planen, erwartet Sie jedenfalls eine sorgenfreiere Fahrt.
Suchen Sie einfach in den Tagen vor der großen Fahrt die Route zu Ihrem Zielort und dann schauen Sie, wo Sie am besten Laden können. Optimal ist, wenn Sie nicht mit allzu leerem Akku ankommen, da bis 20% SOC oft langsamer geladen wird und erst dann die Spitzenladeleistung erreicht wird. Zudem sollten Sie Ladestationen wählen, die die maximale Ladeleistung Ihres E-Autos unterstützen oder überschreiten. So nutzen die Technik Ihres Fahrzeugs am besten aus und sparen viel Zeit.
Ein Punkt, der dabei oft übersehen wird: Sehen Sie sich an, was es rund um die Ladestation gibt. Steht die Ladestation auf der sprichwörtlichen grünen Wiese oder gibt es daneben eine Raststation oder ein Kaffeehaus? Speziell mit Kindern wird Ihnen diese Planung die Ladepausen erleichtern.
Sind Sie im Ausland unterwegs sollten Sie sich auf jeden Fall informieren, welche Ladekarten und Apps vor Ort funktionieren. Können Sie mit Ihrer üblichen Karte vor Ort laden, ist Ad-hoc-Laden mit Bezahlung via Kreditkarte ohne Mehrkosten möglich oder müssen Sie sich die App des Anbieters herunterladen? Sind diese Fragen vorher geklärt, müssen Sie vor Ort keine Zeit dafür verschwenden.
Im Zuge dieser Vorbereitung können Sie auch gleich einen Blick auf die Preise für den Ladevorgang schauen. Gibt es signifikante Unterschiede zwischen zwei nahegelegenen Ladestationen, lohnt sich eventuell ein Wechsel.
So, wie finden Sie nun diese Ladestationen? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Das Navigationssystem mancher E-Autos plant die gesamte Route inklusive Ladestopps für Sie. Tesla ist hier Vorreiter, aber auch Fahrzeuge anderer Marken verfügen bereits über ähnlich gute Funktionen.
- Die Ladeinfrastruktur Ihres Autoherstellers – etwa Tesla Supercharger oder Ionity – ist wahrscheinlich schon in Ihrem Navigationssystem hinterlegt. Für Reisen im Ausland kann diese Hersteller-Ladeinfrastruktur Gold wert sein, da Sie sich über die Bezahlung keine Gedanken machen müssen.
- Es gibt in Österreich sehr gute Ladestellenverzeichnisse:
- Ladestellen.at ist das zentrale Verzeichnis der E-Control aller öffentlichen Ladestationen in Österreich.
- Im Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) sind die regionalen Energieversorger vertreten und ermöglichen das Laden in ganz Österreich.
- Es gibt zahlreiche Apps, die Ladestationen in ganz Europa anzeigen. Stellvertretend seien hier Chargemap und ChargEV als Beispiele genannt.
- Ein nützliches Tool sind auch Routenplaner, die Ladevorgänge berücksichtigen. Der bekannteste ist hier sicher abetterrouteplanner.com
- Informieren Sie sich auch über lokale Anbieter. Womöglich bietet der jeweilige Ladestationsbetreiber einfache Zahlungsmöglichkeiten oder bessere Konditionen. Wir haben zum Beispiel mit Elen in Kroatien schon gute Erfahrungen gemacht.
Die Fahrt ist nun vorbereitet, wir starten los und schauen uns an, was während der Fahrt zu beachten ist.
Tipps für die Fahrt in den Winterurlaub
Richtig und sparsam heizen
Das Heizen des Innenraums ist im Winter unumgänglich. Doch mit ein paar Tipps können Sie den Energieverbrauch ohne großen Komfortverlust optimieren.
- Garage nutzen: Haben Sie eine Garage, dann parken Sie dort. So sparen Sie sich das besonders energieintensive Aufheizen zu Beginn der Fahrt.
- Sitz- und Lenkradheizung nutzen: Sitz- und Lenkradheizung sind energieeffizienter als die Heizung über das Gebläse. Lassen Sie also lieber die Sitzheizung an und drehen dafür die Temperatur an der zentralen Heizung ein paar Grad zurück – zumindest sofern alle besetzten Sitze auch über eine Sitzheizung verfügen.
- Driver Only: In manchen Fahrzeugen gibt es die Möglichkeit die Heizung auf den Fahrer zu optimieren. Sofern Sie alleine unterwegs sind, ist das eine gute Möglichkeit Energie zu sparen.
- Pullover anlassen: Nein, niemand muss dick eingepackt im eiskalten E-Auto sitzen und Sie können natürlich auch nur im Leiberl E-Autofahren. Wer aber auch den letzten Kilometer aus dem Akku pressen will, der kann sich überlegen, den Pullover anzulassen und die Heizung etwas herunterzudrehen. Stimmen Sie sich hier mit Ihren Mitfahrern ab, schließlich soll die Fahrt für alle angenehm sein. Die Jacke sollte aber zumindest der Fahrer ausziehen. Dicke Jacken verringern Ihre Bewegungsfreiheit und womöglich Ihre Sicht – und Sicherheit geht einfach immer vor.
Eco-Modus nutzen
Der Eco-Modus des Elektroautos optimiert den Energieverbrauch beim Fahren und Heizen des Fahrzeugs. Die Leistung des E-Motors wird etwas anders verteilt und die Heizung braucht ein wenig länger, um das Auto zu heizen, dafür kommen Sie aber erheblich weiter als im Standard- oder Sport-Modus.
Guter Nebeneffekt: Im Eco-Modus drehen die Reifen nicht so leicht durch. Dadurch trägt der Eco-Modus auch zu einer sichern Fahrt bei.
Keine Panik im Stau
Immer wieder geistert das Schreckgespenst des leeren Akkus und frierender Insassen bei Staus im Winterreiseverkehr durch die (sozialen) Medien. Hier können wir versichern: Kein Grund zur Sorge. Aktuelle Versuche zeigen, dass E-Autos im Stand mit eingeschalteter Heizung nur sehr wenig Energie verbrauchen. Sie können mit dem Elektroauto also auch stundenlang gefahrenlos im Stau stehen, auch wenn wir Ihnen lieber eine flotte und angenehme Fahrt wünschen!
Das Fahrverhalten anpassen
Es gilt für konventionelle Fahrzeuge, wie für E-Autos: Der Fahrer bestimmt den Verbrauch.
Entsprechend sollte mit dem E-Auto sparsam gefahren werden, um eine möglichst hohe Reichweite zu ermöglichen, dadurch möglichst wenig Zeit mit Laden zu verbringen und insgesamt Zeit zu sparen. Auf langen Strecken bietet es sich einfach an die Geschwindigkeit bei 120 km/h zu begrenzen und mit dem Verkehr zu „cruisen“. Das spart nicht nur kWh sondern auch Nerven – Sie werden am Zielort wesentlich entspannter ankommen, als bei einer Fahrt mit dem Bleifuß.
Im Winter wollen wir natürlich noch auf die Sicherheit hinweisen: Fahren Sie vorsichtig, vorausschauend und an die Witterungsbedingungen angepasst. Das spart nicht nur Energie, sondern auch Unfallopfer.
Vorsicht ist übrigens auch bei der Rekuperation geboten: Die Rekuperation kann bei kaltem Akku nicht oder nur in abgeschwächter Form funktionieren. Das heißt, Sie müssen aktiver bremsen als Sie es gewohnt sind, da die Rekuperation nicht oder nur sehr schwach bremst. Nach ein paar Minuten Fahrt legt sich das aber wieder sobald der Akku warm genug ist.
Nach der Ankunft Akku laden
E-Autos sollten generell nicht mit fast leerem Akku abgestellt werden, das gilt im Winter ganz besonders. Idealerweise kommt man mit einem SOC von mehr als 20% an, ansonsten muss das E-Auto nach der Ankunft gleich an die Ladestation vor Ort. Der Grund ist ganz einfach: Wird das Elektroauto mit vollerem Akku abgestellt, schont das die Batterie und vermeidet eine (wenn auch unwahrscheinliche) Tiefenentladung.
Wurde eine Unterkunft mit Ladestation gebucht, erledigt sich dieses Problem aber von selbst: Einfach anhängen, Zimmer beziehen und für die nächst Fahrt steht schon ein vollgeladenes Auto bereit.
Fazit: Ohne Probleme in den Winterurlaub mit dem E-Auto
Es bedarf einer gewissen Umstellung in der Vorbereitung und im Fahrverhalten, aber spätestens bei der Rückfahrt haben Sie reisen im E-Auto lieben gelernt. Zudem bietet das Reisen im E-Auto auch im Winter zahlreiche Vorteile:
- Sie kommen aufgrund geänderter Fahrweise und geplanter Pausen entspannter am Ziel an.
- Viele E-Autos können vorgeheizt werden, oft sogar mit der App aus der Ferne.
- Auch beim Kaltstart heizt das E-Auto sofort, die ersten, kalten Kilometer aus Verbrenner-Zeiten sind passé.
Wir sind jedenfalls überzeugt und erhalten immer positive Rückmeldung von neuen E-Autofahrern nach ihren ersten längeren Reisen.
Ein Tipp zum Schluss: Mit mobilen Ladegeräten sind Sie unterwegs für alle Lademöglichkeiten gewappnet. Am besten schnappen Sie sich vor Ihrer großen Fahrt noch das go-e Travel Pack, dann können Sie unterwegs wirklich überall laden! Denn ein passendes Ladekabel darf natürlich auch auf keiner Reise fehlen!
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